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Die hermetischen Gesetze (2)

Sonntag, 20. August 2023


Im Gesetz der Polarität (4) erfahren wir, dass unsere Welt auf Gegensätzen zu beruhen scheint. Alles hat zwei Pole: gut und böse, hoch und tief, heiß und kalt usw. Bei genauer Betrachtung fällt jedoch auf, dass das, was uns auf den ersten Blick als Gegensatz erscheint, in der Natur der Sache identisch und nur verschieden im Grad ist: Heiß und kalt beispielsweise sind nur unterschiedliche Grade des Phänomens „Wärme“ (viel Wärme bzw. wenig Wärme). Wo fängt heiß an und hört kalt auf? Wenn wir mal die uns geläufige Thermometerskala als Richtschnur außer Acht lassen, ist das eine ziemlich subjektive Angelegenheit, oder? Die hermetische Weisheit formuliert infolgedessen, dass alle Wahrheiten nur halbe Wahrheiten sind und deshalb alle Widersprüche letztendlich miteinander in Einklang gebracht werden können. Jedes Ding hat also zwei Seiten, in jedem Negativen steckt auch etwas Positives – es liegt an uns, den Blickwinkel zu ändern und Transformation geschehen zu lassen, was in der Hermetik geistige Alchemie genannt wird. Eigentlich ganz logisch, oder?
Tipp: Schaue beide Pole einer Sache urteilsfrei an und fokussiere deine Gedanken auf den positiven Pol. Du wirst merken, dass bei stetiger Wiederholung vermehrt Frieden und Gelassenheit in dir einkehren.

Das Gesetz des Rhythmus (5) ist eng mit dem dritten und vierten Gesetz verbunden. Es besagt, dass der Schwerpunkt von allem, was ist, beständig von einem Pol zum anderen schwingt. Alles hat seine Zeit (nach Kohelet 3,1-15): geboren werden und sterben, einatmen und ausatmen, agieren und reagieren, kommen und gehen, lachen und weinen, (nicht nur im Fußball) gewinnen und verlieren: ein Hin und Her des Pendels zwischen den Polen. Das Gesetz des Rhythmus hat bezogen auf die Pole kompensatorische Wirkung: Es gleicht stets ein Zuviel auf der einen Seite durch die Pendelbewegung zur anderen Seite aus. Je extremer der eine Pol, desto stärker die Gegenbewegung. Wenn du z.B. viel arbeitest, musst du viel ruhen; wenn du diesem Gesetz nicht folgst, zwingt es dich – z.B. über Krankheit – in die Ruhe, denn alles hat seinen Preis. Die heute favorisierte Work-Life-Balance folgt der Aussage dieses Gesetzes mit seiner ausgleichenden Wirkung. Weise ist derjenige, der weiß, dass jedes extreme Verhalten ausgeglichen sein will und den extremen Gegenpol nach sich zieht. Der Hermetiker bemüht sich deshalb um die Position der Mitte, der Balance zwischen den Polen. Von dort beobachtet er gelassen, wie das Pendel des Lebens hin- und herschwingt.
Tipp: Spüre in den Rhythmus deines Lebens hinein. Akzeptiere das Auf und Ab und schwinge darin mit, anstatt dagegen zu kämpfen. Und bedenke: Dein Leben ist leichter, wenn du dich von den extremen Polen fernhältst.

Das Gesetz von Ursache und Wirkung (6) besagt, dass jede Ursache ihre Wirkung und jede Wirkung ihre Ursache hat; alles geschieht gesetzmäßig. Das, was wir Zufall nennen, ist nur der Name für ein uns unbekanntes Gesetz bzw. eine Kette von Ursachen, deren Beginn uns nicht zugänglich ist. Wenn du also mit einer Wirkung in deinem Leben unzufrieden bist, kannst du (weitestgehend) zurückverfolgen, auf Grund welcher Ursache(n) sie entstanden ist. Und andersherum: Säe genau das JETZT aus, was du ernten möchtest. Wenn du ein bewusstes Leben führst, also Ursachen bewusst setzt, um bestimmte Wirkungen zu erzielen, kannst du über dein Leben hinaus aus dem ausbrechen, was die östlichen Religionen Karma nennen.
Tipp: Erkenne die Verantwortung für dein Leben und überlege dir, welche Ursache es in der Gegenwart braucht, um eine bestimmte Wirkung in der Zukunft zu erfahren.

Das Gesetz des Geschlechts (7) bezieht sich nicht auf das uns eher bekannte physische Geschlecht, sondern auf die archetypischen Eigenschaften der Geschlechter. Es besagt, dass Geschlecht in allem ist: Alles hat männliche und weibliche Anteile. Die männliche Energie steht dabei für Verstand, Kontrolle, Zielorientierung, Logik, Analyse, während die weibliche Intuition, Kreativität, Emotionalität, Ganzheitlichkeit beinhaltet. Beide Geschlechter sind gleichrangig und müssen sich im Sinne des Yin und Yang in Balance befinden, damit unser Leben gelingen kann.
Tipp: Integriere die jeweils fehlenden bzw. schwach entwickelten weiblichen und männlichen Anteile in dir, denn nur dann bist du vollständig und kannst dein volles Potenzial entfalten.

Nun hast du einen groben Überblick über die sieben hermetischen Gesetze und wie sie zusammenhängen. Das Wissen um sie allein hilft dir jedoch nicht weiter; sie wollen angewendet werden, damit sie dir dienen können. Im Kybalion heißt es: Die Aneignung von Wissen ist, wenn es nicht tätig zu Ausdruck und Wirkung kommt, wie das Horten wertvoller Metalle, eine zwecklose und unsinnige Sache. Wissen muss wie Reichtum einer Verwendung zugeführt werden. Das Gesetz der Anwendung ist ein universales Gesetz, und wer es verletzt, kommt mit den Naturkräften in Konflikt zu seinem Schaden. Oder würdest du im Wissen um das physikalische Gesetz der Schwerkraft aus einem Wolkenkratzer springen, wenn du nicht die Absicht verfolgtest, dich umzubringen? Wende also das Gelernte zu deinem eigenen Wohlsein und dem anderer an; anstatt im Spiel des Lebens wie eine Marionette unbewusst hin- und herbewegt zu werden, bewege selber in der Erkenntnis, dass Bewusstsein/Geist wie Metalle und Elemente von Zustand zu Zustand mit Willenskraft und Ausdauer verändert werden kann. Deine Innere Führung hilft dir, die Richtung, die für dich gut und förderlich ist, zu finden.


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