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Kernaussagen von Spiritualität (7)
Sonntag, 29. Juni 2025
Alles ist EINS
Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan, so Jesus im Matthäusevangelium (Mt 25,40). Die Ebenenverwechslung bei der klassischen Interpretation dieser Aussage bindet ihren Inhalt an die Person des Jesus von Nazareth. Gemeint ist stattdessen: Wir sind alle EINS, EIN SELBST. Was wir einem anderen antun, tun wir uns selbst an (und letztendlich jedem anderen auch), so die Kernaussage des letzten Blogs, eine Aussage, die aus dem tiefen Einheitsbewusstsein Jesu (korallene Stufe nach Ken Wilber) stammt und nur aus diesem heraus verständlich ist.
Anscheinend hat das wirkliche Leben mit gar nichts von dem zu tun, wovon ich zeitlebens dachte, dass es im Leben ging, formuliert Neile Donald Walsch in „Gespräche mit Gott“ – und ich schließe mich voll an. Das, was unser Leben traditionell ausmacht, liegt jenseits aller Idee von EINSSEIN. Es betont im Gegenteil unseren individuellen Lebensweg, unsere persönliche Geschichte, die besondere Identität, die wir uns erschaffen haben – und damit die TRENNUNG von allem, was ist. Das mag auf den ersten Blick harmlos klingen, auf den zweiten jedoch unmissverständlich darauf aufmerksam machen, was das Prinzip der Besonderheit nach sich zieht. Es lässt uns um eben diese Besonderheit dauerhaft kämpfen: um Noten, Abschlüsse, Talente, Besitz, Wissen, Aussehen, ja sogar um Beziehungen. Eine Besonderheit macht nur Sinn im Vergleich zu „Nicht-Besonderheit“. Meine gute Note macht mich nur besonders, wenn ein anderer eine schlechte hat; mein Sporttalent bringt mich nur auf das Siegertreppchen, wenn ein anderer dort nicht steht; mein Besitz hebt mich aus der Masse derer, die nichts besitzen usw.
Der nie enden wollende Kampf des sich Vergleichens, des Urteilens, der Anstrengung und der damit einhergehenden inneren und äußeren Konflikte bis hin zu psychischer und physischer Erkrankung bringt uns völlig aus der Balance und entfernt uns durch eben dieses Konzept der Besonderheit, unserer Pseudo-Identität, komplett von uns selbst, was wir daran erkennen, dass wir nicht mehr wissen, wer wir eigentlich sind, wenn eine Besonderheit unseres konstruierten Ichs wegbricht: wenn der Erfolg ausbleibt, eine Beziehung zerbricht, der Körper nachlässt und sich Krankheiten einstellen usw.
Jesus wurde nicht müde aufzuzeigen, um wie viel leichter es sich in der EINHEIT lebt (Mein Joch ist leicht; Mt 11,30), um wie viel friedvoller, um wie viel heilsamer auf allen Ebenen. Treten wir vom Konzept der Besonderheit (vom Konzept des Ego-Denksystems, in dem sich alles um uns und unsere Besonderheit dreht und in dem wir von diesem Dreh- und Angelpunkt aus die Welt wahrnehmen) zurück, dürfen wir erkennen, dass alles mit allem verbunden ist – eine Aussage, die die Quantenphysik auf Elementarteilchenebene längst bestätigt hat. Wir dürfen erkennen, dass alles, was wir geben, uns nicht genommen, sondern ganz im Gegenteil uns selbst gegeben wird, so verrückt das klingen mag; dass diese Verbundenheit sogar und vor allem auf der Gedankenebene (Geist wirkt auf Materie) tief verwurzelt ist. Im Kurs in Wundern, Lektion 108, heißt es dazu: „Geben und Empfangen sind in Wahrheit eins.“
Diese Verbundenheit, dieses Einssein zu erkennen und zu spüren, ist Liebe.
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