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Stille der Unterlassung
Sonntag, 14. September 2025
Unsere Geschichten, Probleme und Konflikte verschwinden im Heiligen Augenblick der Stille, so die Aussage des vergangenen Blogs. Das heißt, sie verschwinden, wenn wir gar nichts tun, wenn wir sozusagen untätig sind. Im Umkehrschluss ist ihre Existenz richtig harte Arbeit, denn jedes Bedürfnis, jedes Problem muss gefüttert werden, damit es weiterhin besteht. Das dürfen wir uns auf der Zunge zergehen lassen: Wir leisten permanent geistige Schwerstarbeit, um etwas zu bekommen, worunter wir schlussendlich leiden. Unser Frust, unser Groll, unsere Selbstzweifel fordern einen ständigen geistigen Fluss, um überhaupt zu existieren. Sie benötigen unsere permanente Aufmerksamkeit, damit sie überleben können.
Kein Wunder, dass wir uns so oft müde und ausgelaugt fühlen – wir geben schließlich unser Bestes, um uns pausenlos zu desavouieren.
Die Stille ist dagegen so unendlich wohltuend. Bei Stille ist hier weniger an die äußere gedacht, wenngleich auch diese unterstützend wirkt. Es ist die innere Gedankenstille gemeint, eine „Stille der Unterlassung“, des Sein-Lassens all unserer vielfältigen Fehlidentifikationen, unserer destruktiven Selbstverleugnung, unserer beständigen Selbstzweifel, die uns permanent mental durchfluten (vgl. dazu Frank Hamm oder auch Gottfried Sumser).
Liegt es da nicht nahe, einen Gang runterzuschalten und aufzuhören, so hart an unserer Selbstverleugnung zu arbeiten? Wir sind nicht unsere Probleme oder Konflikte; wir sind auch nicht unsere destruktiven Gedanken. Wir sind eine Ausdehnung Gottes, pure Liebe – bis zur Unkenntlichkeit verkleidet. All diese Hüllen, all diese Verkleidungen dürfen wir getrost ablegen, wie einen alten, abgenutzten Mantel, der nur noch vorgibt zu wärmen. Was darunter zum Vorschein kommt, glitzert verheißungsvoll. Es ist der sprichwörtliche „Schatz im Acker“ (Mt 13,44 und EvThom 109), unser natürlicher Zustand von empfundenem Einssein mit allem, was ist. Hier ist der tiefe Frieden zu Hause, die mühelose Leichtigkeit, die pulsierende Lebendigkeit.
Mein Joch ist leicht, so leicht (Mt 11,30), flüstert dir Jesus in der Stille zu. Sei einfach still. SEI EINFACH.
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