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Angst (4)
Sonntag, 30. März 2025
Das Unbewusste in uns lässt sich gut mit Hilfe des Eisbergmodells darstellen.

Das Eisbergmodell, welches sich inhaltlich auf Sigmund Freuds Bewusstseinstheorie stützt, geht davon aus, dass lediglich 10% menschlichen Handelns im Alltag bewusst bestimmt werden; die verbleibenden ca. 90% liegen verborgen und von uns unbemerkt unter der Wasseroberfläche.
Freud erkannte, dass die im Unbewussten liegenden Ängste, verdrängten Konflikte und traumatischen Erlebnisse Prägungen frühkindlicher Entwicklungsphasen sind, die uns bis heute unbewusst steuern und unser Denken und Handeln massiv beeinflussen – ohne dass wir uns dessen gewahr sind. (Das ist übrigens das, was C.G.Jung den Schatten in uns nennt.)
Welcher Zusammenhang besteht nun zwischen dem Schatten, dem Unbewussten in uns, und unserer Angst?
Das, was in unserem Schatten liegt, ist von uns unerwünscht – deshalb ist es einst an diesem Ort gelandet. Nun treibt es dort sein Unwesen durch das, was wir Projektion nennen. Die uns innewohnende, unbewusste Angst projizieren wir auf die Welt und auf alles in ihr, was dazu führt, dass wir das Außen als bedrohlich wahrnehmen und wünschen, es möge sich verändern: Ich hätte weniger Angst, wenn … anders wäre.
Die Ursache für unsere Ängste (übrigens auch für unsere Probleme insgesamt) als Projektion im Außen zu suchen, ist bekannt als Sündenbock-Mechanismus.
Da wir die Ursache für unsere Ängste in der Welt sehen und gleichermaßen unsere Machtlosigkeit zu erkennen meinen, bleibt uns, so glauben wir, nichts anderes übrig, als uns über Abwehrmechanismen durchs Leben zu manövrieren: Wir lenken uns von unseren Ängsten ab, betäuben sie, verdrängen sie, übertünchen sie, leugnen sie, kontrollieren, was das Zeug hält, um sie im Zaum zu halten.
Das kann keine dauerhafte Lösung sein, die uns in den inneren Frieden führt.
Drehen wir den Spieß einmal um. Da wir nur bedingt Einfluss auf die Welt um uns herum haben, liegt es doch auf der Hand, die Lösung in uns zu suchen, denn auf uns selber haben wir Einfluss.
Was zunächst so einfach wie logisch klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als eine wirkliche Herausforderung, die nicht mit einem Fingerschnipsen erledigt wäre.
Bevor es um die eigentliche Konfrontation mit der Angst geht, ist es unumgänglich, dass wir uns unserer Angst erzeugenden Gedanken bewusst werden, die uns unablässig durchströmen. Es ist das Verdienst von Eckhart Tolle, einem der bedeutendsten spirituellen Autoren der Gegenwart, immer wieder auf unsere unbewussten Denkmuster und ihre Wirkung auf unser Leben aufmerksam zu machen und transformative Übungen diesbezüglich bereitzustellen.
Blockierende individuelle und kollektive Denk- und Verhaltensmuster loszulassen und umzuwandeln in solche der Liebe und des Friedens braucht Geduld und Vertrauen – und eine transformierte Sicht auf uns und die Welt. Solange wir von der vergänglichen Welt eine Sicherheit erwarten, die sie per definitionem nicht geben kann, verharren wir in der Angst. Wir identifizieren uns mit dem, was unsere Identität (siehe Ego-Denksystem) in dieser vergänglichen Welt vermeintlich ausmacht: mit unserer Familie, mit unserem Job, mit unserem Besitz, mit unserem Körper, mit unserem Hobby, mit unserem Wissen, mit unserem Verstand etc. und fallen ins Bodenlose, wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir denken, dass sie laufen sollten.
Da macht es doch mehr Sinn, unser Haus auf Fels denn auf Sand zu bauen (Mt 7, 24-27), um mit Jesus zu sprechen, oder?
Wie das funktionieren kann, erfährst du im folgenden Beitrag.
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