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Die großen Fragen der Menschheit (1)

Sonntag, 22. September 2024


Die längste Zeit der Menschheitsgeschichte wurden die großen Fragen der Menschheit – etwa nach der Entstehung und Ausdehnung des Universums, dem Sinn des Lebens oder ob es Gott gibt – durch Priester und Religionen beantwortet. Philosophen bereicherten durch ihre systematische und logische Herangehensweise die Beantwortung in unserem Kulturkreis etwa seit dem 6. Jh. v. Chr., bevor im ausgehenden Mittelalter die Wissenschaften nach und nach die Deutungshoheit an sich zu reißen schienen. Die Aufklärung schließlich ist vielleicht am prägnantesten durch die Aussage zu beschreiben, dass ab dieser Zeit wissenschaftliche Erkenntnisse unser Denken massiv prägen.

Aber kann die Wissenschaft die eingangs gestellten Fragen wirklich beantworten, wird sie es jemals können? Sind wir als Menschen nicht gezwungen, uns für die Beantwortung dieser letzten offenen Fragen auf die Weisheitstraditionen der Völker zurückzubesinnen und diese in eine neue Spiritualität einzubeziehen?

Das sind genau DIE Fragen, mit denen mein Lebensgefährte Peter und ich uns zu Hause oft auseinandersetzen, die meiste Zeit friedlich, aber mitunter auch heftig kontrovers: er als ehemaliger Lehrer der Naturwissenschaften, ich als ehemalige Relilehrerin. Um unseren Überlegungen, inspiriert durch "Schöpfung oder Zufall“ von Deepak Chopra und Leonard Mlodinow, mehr Struktur zu verleihen, haben wir uns entschlossen, sie zu Papier zu bringen und sie im Rahmen eines Vortrags bei der VHS Lüdenscheid vorzustellen. In den nächsten Wochen habt ihr an dieser Stelle die Gelegenheit, ein bisschen in unsere Arbeit hineinzuschnuppern. Und vielleicht macht euch das Lust auf mehr und ihr wollt vor Ort am 30.10.24 dabei sein.

Starten wir mit einer kleinen Einführung beider Perspektiven, zunächst der spirituellen und im nächsten Blog der wissenschaftlichen.


Die spirituelle Perspektive (Susanne):

Die Spiritualität hat es in diesen Tagen schwer, denn sie muss sich mit der gängigen Meinung konfrontieren, dass religiöse Vorstellungen längst durch wissenschaftliche Erkenntnisse überholt sind. Wir glauben heute an den Big Bang und nicht mehr an die Genesis oder mythische Schöpfergottheiten – für die interessiert sich kaum jemand mehr, denn die Wissenschaft zeigt uns stattdessen eine schöne neue Welt, die wir deutlich bevorzugen; zerstörerische Nebeneffekte wie z.B. den Raubbau an der Umwelt und unserer eigenen Seele blenden wir dabei gerne aus.

Zunächst einmal möchte ich darauf verweisen, dass Spiritualität nicht mit Religion gleichzusetzen ist. Die organisierte Religion mag sich diskreditiert haben, nicht aber die Spiritualität.

Große spirituelle Lehrer wie Jesus, Buddha oder Laotse lehren:

Dabei ist die Art und Weise, wie dieses spirituelle Paradigma entstand, dem Vorgehen moderner Wissenschaft durchaus ähnlich: Zunächst wurde eine Hypothese, eine Idee formuliert, die der Überprüfung bedurfte. In der sich anschließenden experimentellen, erfahrungsorientierten Phase wurde eben diese überprüft und schließlich anderen Experten vorgelegt, um zu sehen, ob sie zu denselben Ergebnissen gelangten.

Als Vertreterin der spirituellen Perspektive geht es mir immer auch um Bewusstseinsforschung (ich habe im vergangenen Frühjahr etliche Blogs dem Thema „Bewusstsein“ gewidmet), wobei „Bewusstsein“ der eher unpersönlichen Seite von Gott entspricht, die jedoch durch seine Schöpfung als Abbild seiner selbst ein persönliches, konkretes Bild bekommt.

Es kommt heute m.E. niemand mehr, der sich der Thematik ernsthaft stellt, an der Tatsache vorbei, dass die Erkenntnisse von Spiritualität als dem tieferen Ursprung von Religion mit den allerneuesten Forschungsergebnissen der Wissenschaft, speziell der Quantenphysik, übereinstimmen, was nicht verwundert, ist doch die Wissenschaft selbst ebenfalls eine Schöpfung des (menschlichen) Bewusstseins.

Für einen wissenschaftlichen Atheisten ist Wirklichkeit deckungsgleich mit äußerer Welt. ABER: Unsere fünf Sinne sagen uns zwar (oder besser: täuschen vor), dass es da draußen feste Objekte gibt, doch in den Grenzbereichen der Physik, dort, wo eben diese Objekte winzig klein werden, löst sich die Materie auf und verschwindet ganz. Hier stellen wir fest, dass das, was gemessen wird, sich durch den Akt der Messung verändert. Jeder Beobachter scheint dem Beobachtungsvorgang quasi eingewoben, was uns gleichermaßen enorme Freiheit und Macht beschert.

War die Wissenschaft je so objektiv, wie sie stets für sich reklamiert? Wie sieht es aus mit dem nicht Messbaren und doch so unendlich Bedeutungsvollen wie Liebe, Vertrauen, Freude, Schönheit, Staunen, Mitgefühl, Wahrheit, Kunst etc.? Die Neurowissenschaft brachte gar die Idee auf, der Geist existiere nicht als eigenständige Größe, sondern sei eine Nebenwirkung des Gehirns, ein Computer aus Fleisch sozusagen. Wenn wir die Vorstellung eines vom Körper unabhängigen Geistes aufgeben, verzichten wir auf unser Tor zu Weisheit und Erkenntnis in den Tiefen unserer Seele.

Bei allen großen Fragen der Menschheit geht es doch in letzter Instanz um die zentrale Frage: Was ist die Wirklichkeit? Ist sie das Resultat von Naturgesetzen, die durch das Newtonsche Kausalitätsprinzip wirken - oder ist sie etwas anderes? Solange wir die Natur der Wirklichkeit nicht verstehen, ähneln wir den sechs blinden Männern, die ein ihnen unbekanntes Tier, einen Elefanten, beschreiben sollen. Jeder beschreibt das, was er ertastet. Derjenige, der den Schwanz befühlt, meint eine Schlange zu berühren; ein anderer tastet ein Bein ab und glaubt einen Baum zu erkennen usw. Unsere fünf Sinne und der Verstand erfassen immer nur Teilaspekte der Wirklichkeit, sie aber nie in Gänze. Die Wirklichkeit geht über das, was die Sinne erkennen können, weit, weit hinaus.

Wer den Blick nach außen richtet, träumt;
wer nach innen sieht, erwacht.

C. G. Jung

In der nächsten Woche geht es weiter mit Peters Einführung in die wissenschaftliche Sichtweise. Ich bin sicher, er hat einiges zu entgegnen.


Lies hier den zweiten Teil meines Blogs über die großen Fragen der Menschheit.


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