Jesus und das Himmelreich
Sonntag, 16. Juni 2024
Der von Jesus beschriebene göttliche Himmel (engl. heaven im Gegensatz zum geographischen sky – im Deutschen gibt es nur EIN Wort, weswegen häufig die unterschiedlichen Ebenen verwechselt werden) ist weder eine Zukunftsperspektive noch ein ferner Ort; ganz im Gegenteil ist er ein geistiger, allgegenwärtiger BEWUSSTSEINszustand unendlicher Liebe im Hier und Jetzt: Das Königreich ist innerhalb und außerhalb von euch, erklärt Jesus im Thomasevangelium (Logion 3). Und: Spaltet ein Holz, ich bin dort, hebt einen Stein hoch, und ihr werdet mich dort finden (Logion 77).
Wie hat es geschehen können, dass die für die christliche Lehre Verantwortlichen Jesus und seine Botschaft derart missverstanden und den Himmel aus dem Hier und Jetzt in weite Ferne verbannt, Angst geschürt und Generationen damit um ein fundamentales Liebeserleben in und mit Gott gebracht haben?
Sicherlich haben von jeher machtpolitische Strategien in die gängige Interpretation von Himmel hineingespielt. Gläubige konnten zu allen Zeiten durch Androhung des Gegenspielers „Hölle“ bei Missachtung der kirchlichen Gebote unter Druck gesetzt werden, und zwar äußerst erfolgreich, wie ich selbst erfahren habe (vgl. Über mich). Die Pharisäer und die Schriftgelehrten haben die Schlüssel der Erkenntnis empfangen, (doch) sie haben sie versteckt. Weder sind sie (selber in das Königreich) hineingegangen, noch haben sie die gelassen, die hineingehen wollten (Logion 39), kritisiert Jesus jene, damals wie heute, harsch.
Darüber hinaus bin ich überzeugt, dass den verantwortlichen Kirchenoberen bis heute das jesuanische Einheitsbewusstsein mit dem Göttlichen, das auch uns innewohnt, fremd ist (ab Stufe GELB nach Ken Wilber), sprich: Sie können es auf der ihnen eigenen BLAUEN Bewusstseinsstufe schlichtweg nicht verstehen und scheinen auch in ihr gefangen – andernfalls müsste die christliche Lehre in wesentlichen Punkten grundlegend geändert werden. (Zum besseren Verständnis lies bitte die ausführlichen Darstellungen in den Blogs zum Thomasevangelium und zur Entwicklung des Gottesbegriffs.)
Und so hat nur ein kleiner Kreis um Jesus das Christus-Geheimnis erkannt und erfahren, während sich ein Großteil seiner Gefolgschaft der eigentlichen Botschaft Jesu nicht gewahr war: Ich fand sie alle trunken (...). Leer kamen sie alle in die Welt und suchen auch wieder leer aus der Welt herauszukommen (Logion 28). „Leer“ steht dabei für „unbewusst“, d.h. ohne das fundamentale Bewusstsein, für immer und ewig mit der Quelle, also mit Gott, verbunden zu sein.
Wie der Zustand der „Trunkenheit“ überwunden, also „Erwachen“ ermöglicht werden kann, beschreibt Jesus in altbekannter Weise (frei formuliert nach Thomas):
Fühlt euch von Gott geliebt und umsorgt wie ein Baby! (Logion 4)
Lebt nicht in der Vergangenheit oder der Zukunft. Lebt im Jetzt! (Logion 36)
Sucht die Schuld nicht im Gegenüber, sondern setzt bei euch an! (Logion 26)
Steigt aus dem Hamsterrad aus und sucht die Stille! (Logion 27)
Legt alle Masken ab und verpflichtet euch der Wahrheit! (Logion 6)
Seid wachsam gegenüber der Welt mit ihren Verlockungen! (Logion 21)
Die Welt könnte heute eine ganz andere sein, hätte sich der kleine eingeweihte Kreis um Jesus vor 2000 Jahren durchgesetzt. So erzählen wir uns nach wie vor unsere privaten Geschichten über Vergangenes, sorgen uns permanent um die Zukunft, ergehen uns in endlosen Projektionen von Konflikt und Krieg, lieben die hektische Betriebsamkeit, pflegen unser Ego und nennen es stolz unsere Persönlichkeit und kontrollieren und checken und kontrollieren und checken…, damit die Angst uns nicht völlig übermannt.
Für Jesus ist DAS die Hölle.
ABER: Wir müssen es nicht dabei belassen; wie die Menschen vor 2000 Jahren können wir uns jetzt und hier genau in diesem Moment für den Himmel entscheiden. Das ist der freie Wille, den wir übereignet bekommen haben. Welche Entscheidung triffst du? Für mich kommt heute nur noch der Himmel in Frage, ist doch klar!
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