Das Leben (2)
Sonntag, 27. Oktober 2024
aus spiritueller Sicht (Susanne)
Aus spiritueller Sicht umfasst das Leben nicht nur die sichtbare, in ihre einzelnen Bausteine zerlegbare Ebene der wissenschaftlichen Betrachtungsweise, sondern gleichermaßen die unsichtbare, göttliche „dahinter“. In diesem Sinne ist Leben eher Lebensenergie, Geist, der alles durchdringt, was ist, ist Leben im weitesten Sinne letztendlich Gott. Aus dieser Lebensenergie entstand – offensichtlich durch einen schöpferischen Impuls – das/ein Universum (wahrscheinlich neben weiteren) von Raum und Zeit als sichtbare, verdichtete Energie – so wie auch unser Körper, so fest er uns auch erscheinen mag, verdichtete Energie ist.
Im sichtbaren Mikro- und Makrokosmos ist also alles eine in äußere Form gebrachte verdichtete Energie, die sich durch den Zyklus von Geborenwerden und Sterben beständig wandelt, dem Energieerhaltungssatz entsprechend jedoch nie vergeht. Wenn wir an der Form unseres Körpers festhalten, an seiner Persönlichkeit, an seinem Aussehen, dann erleben wir mit seinem Vergehen unseren persönlichen Tod auf der Formebene; erkennen wir die göttliche ewige Energie in uns, gibt es bei dem, was wir „Tod“ nennen, nichts zu fürchten – ob wir nun an die Wiedergeburt unserer Seelen glauben oder nicht. Die Spiritualität erkennt die gesamte sichtbare und unsichtbare Schöpfung als Ausdehnung Gottes, erkennt in ihr seine Ebenbildlichkeit.
Einige Gedanken zu „Adam und Eva“, die symbolischen Urmenschen: Dass sie von einer anderen Ebene her betrachtet werden müssen als das, was wir unter Evolutionstheorie bezeichnen, liegt auf der Hand – zu viele augenscheinliche kognitive Dissonanzen lassen keinen anderen Schluss zu. In welchem Verhältnis die biblischen Autoren sie zueinander sahen, welche Aufgaben innerhalb der Schöpfung ihnen zugewiesen wurden, Konflikte wie den Geschwisterneid (Brudermord des Kain an Abel) etc., all das ist festgehalten in sogenannten biblischen Ätiologien, Begründungsgeschichten: Ein festgestellter Sachverhalt wird über eine Ur-Erzählung begründet. Mit einem entwickelten Bewusstsein betrachtet sind diese antiken Erzählungen in der Tat eine wunderbare Inspirationsquelle, nie aber eine Konkurrenz zu einer wissenschaftlichen These – es sei denn, sie werden fälschlicherweise eins zu eins übersetzt. Das kann nur, wie oft in der Vergangenheit geschehen, in die Irre führen und die Religionen letztendlich diskreditieren.
Zur Frage des Determinismus: Das Newtonsche Kausalitätsprinzip („wenn A, dann B“) beschreibt aus spiritueller Sicht nur einen Teil der Wirklichkeit, und zwar den sichtbaren Teil des materiellen Universums von Raum und Zeit, in welchem die lineare Zeit ihren Platz hat, denn nur dort macht „Wenn A, dann B“ durch die zeitliche Abfolge einen Sinn.
Verlässt man diesen engen Raum der Linearität, eröffnen sich neue Denkdimensionen: Wie wir wissen, ist das Weltall in der vierten Dimension, der Zeit, sphärisch gekrümmt. Aus dieser Krümmung ergeben sich interessante Erkenntnisse, wie z.B. dass Anfangs- und Endpunkt einer vermeintlichen Linie irgendwann zusammenfallen: Jede als „gerade“ wahrgenommene Linie gleicht im Grunde einem Ausschnitt aus einem Kreisbogen. Das untermauert die spirituelle Aussage, dass unsere linear wahrgenommene Welt Maya (Sanskrit: Täuschung) ist. Alles findet im gegenwärtigen Moment statt, Vergangenheit und Zukunft sind Täuschungen, denen wir erlegen sind (übrigens mit ziemlich großen Auswirkungen für unser Leben – aber das ist ein anderes Thema).
Wenn also das Kausalitätsprinzip aus Sicht der Spiritualität die Wirklichkeit nur bedingt spiegelt, was gibt es darüber hinaus oder besser: stattdessen? Die Spiritualität stellt das horizontale Prinzip von Ursache und Wirkung auf den Kopf, indem sie postuliert, dass das schöpferische Universum in der Vertikalen unendliche Ursachen und damit Wirkungen selbst kreieren kann. Was heißt das für uns Menschen, die wir als Abbilder Gottes (Gen 1,27) mit genau seiner Schöpferkraft ausgestattet sind? Im Wissen um die geistigen Gesetze (siehe hermetische Gesetze) können wir Ursachen ganz bewusst setzen, um bestimmte Wirkungen zu erzielen, womit sich die Frage nach dem Zufall erübrigt. Damit diese zu aller Wohle gesetzt werden, sind unsere Innere Führung und Intuition gefragt. Und der große Plan Gottes? Ich habe das untrügliche (völlig unwissenschaftliche) Gefühl, dass es auch den gibt. Kausalität bedient sich des Entweder-Oder, Spiritualität des Sowohl-Als-Auch.
Lies hier den siebten Teil meines Blogs über die großen Fragen der Menschheit.
Schreib einen Kommentar!
←           Zum aktuellen Blog zurück           →