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Verantwortung für das eigene Leben

Sonntag, 30. Juli 2023


Seit ich mich um mehr Bewusstheit in meinem Alltag bemühe, ist mein Leben auf den ersten Blick nicht leichter geworden. Warum das so ist, dazu komme ich gleich.

Ich erinnere mich gut an die Zeiten im Hamsterrad meines Lebens: Ich habe funktioniert, nicht mehr und nicht weniger. Vor allem habe ich nicht allzu viel darüber nachgedacht. Und mittlerweile denke ich, wenn man im Hamsterrad steckt und nicht bereit ist auszusteigen, ist das auch gut so. Eine missliche Situation zu erkennen und sie nicht ändern zu können/wollen, ist unerträglich. Und so laufen die meisten von uns mit Scheuklappen durchs Leben und behaupten, es ginge nur so und nicht anders. Ist das wirklich so? Was reden wir uns ein, was schön? Merken wir überhaupt noch, ob wir uns etwas vormachen oder spielen wir höchst unbewusst die Spiele unserer Gesellschaft mit? Wäre es nicht an der Zeit, uns zu mündigen Menschen zu entwickeln, die die volle Verantwortung für ihr Leben übernehmen, um noch einmal Immanuel Kant, den großen Philosophen der Aufklärung, zu bemühen? Ich bin in meinem Beruf als Schulleiterin und Lehrerin über die Jahrzehnte mit zahlreichen Menschen zusammengekommen, denen ihr eng getakteter Alltag mit Familie (Partner, Kinder, Eltern), Freunden, Job/Karriere, Hobbys, Mehren des Wohlstandes (Auto, Haus, Reisen etc.) über den Kopf gewachsen ist. All das braucht Raum und Zeit. Wo bleibt da Platz für unsere Seele, für unseren kostbarsten Schatz? Ich habe meine eigene Erschöpfung erst wahrgenommen, als es fast zu spät war. Das Infragestellen meiner Situation hatte ich mir – bewusst oder unbewusst – verboten, denn das Leben will ja vorangeschritten werden. Stillstand ist Rückschritt, so unser aller Devise in der westlichen Welt.

Heute weiß ich, welchen Segen der vermeintliche Stillstand mit sich bringt. Innehalten, Ruhe, Muße, nichts tun müssen, einfach nur SEIN. Getrimmt auf unser gesellschaftliches Denken und Handeln - immerhin gilt „Fleiß“ als eine der Haupttugenden der Deutschen - wusste ich erst mal gar nichts damit anzufangen. Obwohl ich mich äußerlich um Ruhe und Muße, wie mir verordnet wurde, bemühte, ratterte mein Geist ohne Ende. Er war es ja so gewohnt, ich konnte ihm das also nicht einmal verübeln. Mittlerweile habe ich, zumindest weitestgehend, gelernt, meinen Geist zu beruhigen. Ich schaffe es immer öfter, bei meinem Tun im Alltag präsent, also bewusst zu sein. (Lies dazu bitte noch einmal im Blog vom 10.11.22 nach, was Eckhart Tolle dazu sagt.) Wenn ich z.B. einer meiner Lieblingsbeschäftigungen, der Gartenarbeit, nachgehe, bin ich in meinem Geist ganz bei meinen Blumen und nirgendwo sonst. So banal das auch klingen mag: Es ist und bleibt eine große Herausforderung und will immer wieder geübt sein! Jetzt wird vielleicht auch mein Eingangssatz verständlich. Das Merkmal von Unbewusstheit ist, dass wir diesen Zustand nicht wahrnehmen. Ist uns einmal bewusst geworden, wie unbewusst wir durch unser Leben gehen und wir gleichermaßen den Wunsch verspüren, dieses zu ändern, steht uns ein konsequentes, mitunter auch anstrengendes und doch ungleich extrem lohnenswertes Geistestraining ins Haus. Aber ist es gerechtfertigt, sich darüber zu beschweren oder diese Mühe nicht auf sich nehmen zu wollen? Welche Unmengen an harter Arbeit habe ich im Laufe meines Lebens in all die wichtigen und unwichtigen Dinge im Außen gesteckt und sie für das Normalste von der Welt gehalten. Da sollte es doch möglich sein, Zeit und Raum für die Entwicklung meiner Seele, dem kostbaren unsterblichen Teil in mir, aufzubringen, oder? Zum Glück spielt mir mein Alter da massiv in die Hände, erkenne ich doch mittlerweile deutlich, was mich dauerhaft zufrieden und glücklich macht und was nicht. Und wie wenig von all dem Kram im Außen ich wirklich benötige. Ressourcenschonender Umweltschutz kommt plötzlich ganz ohne besonderes Zutun daher; und dem Frieden im Großen und Kleinen spielt es ebenfalls mühelos in die Hände. Und einmal mehr stelle ich mir die Frage, um welchen Preis wir unsere Seele aushungern, ja verkaufen. Ich glaube, es ist nicht erst im Alter, sondern in jeder Lebensphase hilfreich, die Sinnfrage zu stellen. Und sich bewusst zu werden, dass wir – und niemand sonst - die Verantwortung für unser Leben haben. Das ist definitiv nicht nur Bürde; das ist CHANCE, für jeden einzelnen von uns wie für die Menschheit als solche!


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