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Über mich - über dich

Sonntag, 3. September 2023


Es ist nicht das erste Mal, dass mich Menschen auf mein Website-Intro „Über mich“ ansprechen und meinen, sie seien in einer nicht vergleichbaren Situation (nicht in einer Kirche/in einer Kirche, aber zufrieden/einer anderen Religion angehörig/nicht verheiratet/glücklich verheiratet/mit gutem Urvertrauen ausgestattet etc.) und könnten daher mit dem Blog eher wenig anfangen. Ich möchte das zum Anlass nehmen, in einige Richtungen etwas auszuholen.

Menschen und ihre Lebensläufe sind sehr verschieden. Wenngleich das Enneagramm letztendlich lediglich neun verschiedene Typen Mensch ausmacht, gibt es zahllose Erlebnisse innerhalb dieser Lebensläufe, die uns formen und uns zu dem werden lassen, was wir als erwachsene Menschen sind. In besonderer Form prägend sind die pränatale Phase und die ersten drei Lebensjahre, denn während dieser Zeit wird das sog. Urvertrauen (alles ist gut, wie es ist; für mich ist wunderbar gesorgt) gebildet. Schon das heranreifende Kind im Mutterleib spürt ganz deutlich, ob es gewollt oder unerwünscht ist (natürlich kann es das nicht in Worte fassen - auch später nicht). Nach der Geburt, die als schmerzhafte, schockartige Trennung von der Mutter erlebt wird, ist es umso wichtiger, dass der Säugling Liebe und Zuneigung einer festen Bezugsperson, vorzugsweise der Mutter, mit der er ja schon über neun Monate auf das Engste verbunden gewesen ist, erfährt. Brüche, die in dieser Zeit stattfinden, sind nur schwer korrigier- und beeinflussbar. Aber auch Erfahrungen der späteren Kindheit, der Jugend und des jungen Erwachsenenalters drücken uns dauerhaft ihren Stempel auf; hilfreich zu diesem Thema ist da auf jeden Fall ein Blick auf die Innere-Kind-Forschung. Was MICH maßgeblich geprägt hat, kannst du in ÜBER MICH nachlesen. Wenn du über deinen äußeren Werdegang hinaus an dir selber interessiert bist – was für ein Typ bist du (ohne Maske und ungeschminkt) wirklich, wie bist du dorthin gekommen und wie kann dieses Wissen dir auf deinem Lebensweg weiterhelfen – musst du dir die Mühe machen, näher hinzuschauen. Das ist mitunter ein jahrelanger, oft auch schmerzhafter Prozess, der in den meisten Fällen einer durchlebten Krise folgt, von Krankheit angefangen hin zu jeglicher Art von Enttäuschung. Ent-täuschung (= Aufdeckung einer Täuschung/einer Illusion) meint hier, dass das Erlebte dir hilft, hinter die Fassade dessen zu schauen, was vorher dein Leben ausgemacht hat. Und auch hier sind die Krisen natürlich je unterschiedlich und sie wirken sich unterschiedlich im Erlebensgrad aus. Menschen mit einem stabilen Urvertrauen sind z.B. resilienter als solche, die bereits im frühen Kindesalter Brüche erfahren haben. Immer aber kann eine (auch noch so kleine) Krise, wenn wir es zulassen, zum segensreichen Stolperstein werden, der uns zum Nachdenken über uns und unser Leben bringt und uns zu unserem eigenen Wohlsein einen Richtungswechsel nahelegt. (Im Übrigen sind hier durchaus auch gesellschaftliche – meist unbewusste – „Gepflogenheiten“, wie z.B. schräges Konsumverhalten und Materialismus hinzuzurechnen – all jene Dinge, mit denen sich unser Ego gerne identifiziert.)
Ich bin deshalb immer ein bisschen verwundert, wenn mir jemand sagt, sie/er brauche keine Impulse, bei ihr/ihm sei alles in Ordnung. Ob da nicht eine gehörige Portion Eigenblindheit im Spiel ist? Die wenigsten von uns balancieren als wahre Hermetiker (Blogs vom 13.08.23 und vom 20.08.23) das Pendel ihres Lebens so weise und klug aus, dass sie mit sich und der Welt völlig im Reinen sind.
So sind meine Blog-Einträge als Impulse gedacht und können dir, wenn du dafür offen und bereit bist, auf deinem ganz individuellen Lebensweg gute Dienste leisten. Wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Lehrer – so ein altes Sprichwort. Mir erschien der Lehrer vor vielen Jahren in Form eines lieben Menschen, der mir ein Buch überreichte, dessen Botschaft mich plötzlich in der Tiefe packte. Ich begann die Zwischentöne zu erfassen und den tieferen Sinn mit meinem Leben zu verknüpfen: Es ging mir sprichwörtlich ein Licht auf, ich hatte das berühmte Aha-Erlebnis. Dasselbe Buch hätte ich höchstwahrscheinlich einige Zeit zuvor beiseitegelegt, weil ich einfach nicht dafür bereit war. Lernbereitschaft lässt sich tatsächlich nicht erzwingen, das merkt nicht nur der Lehrer in der Schule; wir merken es auch, wenn wir lieben Menschen in Problemsituationen gut zureden (was für einen Außenstehenden übrigens immer leichter ist; Stichwort Eigenblindheit). Wenn unser Gegenüber nicht bereit für die Botschaft ist, geht gar nichts. Aller guter Rat verpufft und wir haben das Gefühl, gegen eine Wand zu reden.

Vielleicht ist deine Zeit jetzt gekommen – denn du liest in diesem Moment diese Zeilen. Du wirst es merken. Es kann gar nicht unbemerkt an dir vorübergehen, denn es macht etwas mit dir. Da kommt plötzlich eine neue Lebendigkeit in dein Leben. Eine zarte Lebensfreude, die dich wieder mit DIR SELBST verbindet und dich aus der Umklammerung deiner oberflächlichen Ego-Fassade befreit. Mein Sohn/Meine Tochter war tot und ist wieder lebendig geworden (Lk 15,24), so beschreibt Jesus diesen Wandlungsprozess am Ende des Gleichnisses vom verlorenen Sohn mit sehr deutlichen Worten.
Oder du erinnerst dich – wenn es an dieser Stelle noch nichts mit dir macht – vielleicht später einmal an meinen Blog, wenn das Leben anderes vor dir fordert.

Ich bin dankbar, dass ich auf dem Weg bin. Es gibt noch so viel zu lernen. Kommst du mit?


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