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The Work

Sonntag, 12. Februar 2023


The Work von Byron Katie ist ein Weg, genauer gesagt eine Methode, all jene Gedanken zu identifizieren, die unser persönliches und kollektives Leid ausmachen. Nach einer existenziellen Krise nahm Katie wahr, dass sie immer dann litt, wenn sie eben diesen Gedanken glaubte, und dass sie im Gegensatz dazu nicht litt, wenn sie es nicht tat. Die Ursache für ihren schlechten psychischen und physischen Zustand war also nicht die Welt um sie herum, sondern was exakt sie über diese Welt glaubte. Wir leiden also immer dann, wenn wir einen Gedanken glauben, der im Widerstand mit der Wirklichkeit ist; wenn wir also wollen, dass die Wirklichkeit eine andere ist, als sie ist: Mein Partner sollte die gleiche Meinung haben wie ich. Meine Schüler sollten fleißiger sein. Die Menschen sollten sich mehr um die Umwelt kümmern. Die Kirche sollte nicht so viel um sich selber kreisen. Meine Freundin sollte endlich Verantwortung für ihr Leben übernehmen. ... Bei der Akzeptanz der Wirklichkeit geht es hier nicht darum, sich in Passivität zu verlieren, als vielmehr zu erkennen, dass es wenig Sinn macht, sich mit der Wirklichkeit mental anzulegen: Sie ist, wie sie ist.

Zurück zu den Gedanken: Nach Katie wird ein Gedanke für uns dann problematisch und leidvoll, wenn wir unseren Gedanken Glauben schenken, ohne sie überprüft zu haben. Betrachten wir dazu folgendes Beispiel: Meine Freundin ist in der Angelegenheit xy nicht ehrlich zu mir. Dieser Gedanke erzeugt in mir negative, trennende Gefühle, die meine Beziehung zu ihr nicht unerheblich belasten. The Work ist nun eine Methode, diesen Zustand des inneren und äußeren Unfriedens zu überwinden durch die Überprüfung dieser Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt, ihre Wirkungen und Projektionen:

  1. Ist es wahr, dass meine Freundin in der Angelegenheit nicht ehrlich zu mir ist? (Ja oder nein. Bei nein, geh zu Frage 3.)
  2. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? (Ja oder nein.)
  3. Was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
  4. Wer wärst du ohne den Gedanken?

Die Fragen könnten folgendermaßen beantwortet werden: Ich weiß nicht mit absoluter Sicherheit, dass meine Freundin nicht ehrlich zu mir ist. Wenn ich den Gedanken glaube, geht es mir nicht gut, denn ich denke, Unehrlichkeit in einer Freundschaft geht gar nicht. Ich wäre wahrscheinlich ziemlich erleichtert, würde ich diesen Gedanken nicht glauben.

Wenn ich nun nach der Reflexion dieser vier Fragen den Ausgangsgedanken auf seinen Wahrheitsgehalt und seine Wirkungen hin zudem umkehre, kann ich ihn auf Projektionen hin überprüfen:

  1. Umkehrung: Ich bin in dieser Angelegenheit nicht ehrlich zu mir.
  2. Umkehrung: Ich bin in dieser Angelegenheit nicht ehrlich zu meiner Freundin.
  3. Umkehrung: Meine Freundin ist in dieser Angelegenheit nicht ehrlich zu sich selbst.

Sind diese Umkehrungen bei ehrlicher Betrachtung unrealistisch oder vielleicht sogar zutreffender als der Ausgangsgedanke? Entdecke ich hier über den Spiegel meiner Freundin nicht vielleicht meinen eigenen verborgenen Schatten, den ich auf sie projiziert habe?

Gerade die Umkehrungen sind ein sehr kraftvoller Akt der Selbstreflexion von The Work, räumen sie doch mit der Vorstellung auf, die Ursache für ein Problem befände sich „da draußen“, jemand oder etwas anderes sei verantwortlich für mein Problem. Wie heißt es so schön: Möchtest du recht behalten oder im Frieden sein? Es ist an der Zeit, uns aus der Opferrolle zu befreien und die Wahrheit zu uns selbst nach Hause zu bringen, lehrt Katie.

Wenn du schon länger mit den Fragestellungen meines Blogs unterwegs bist, wirst du erkennen, dass alle Ansätze ineinandergreifen. Auch bei The Work geht es letztendlich darum, deine Projektionen zurückzunehmen, den Schatten zu identifizieren, zu akzeptieren, was ist, und so in den inneren Frieden zu finden. Und da alles mit allem verbunden ist, zieht dieser den äußeren mit der Zeit ganz mühelos nach sich.

Wenn du dich vertieft mit diesem konkreten Methodenansatz Katies beschäftigen möchtest, empfehle ich dir „Lieben was ist“, eins ihrer Hauptwerke mit vielen konkreten Beispielen. Auf der deutschen Seite von The Work findest du alle Arbeitsblätter in ausführlicher Form zum kostenlosen Download. Ich selber habe den Prozess viele Male durchlaufen und ihn immer wieder als echten Eye-Opener erlebt.


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