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Unsere Geschichten

Sonntag, 19. Mai 2024


Als ich die letzten Blogs zu praktischen Tipps in Sachen Bewusstsein bzw. bewusstes Denken und Handeln niederschrieb, wurde mir einmal mehr klar, wie sehr wir uns mit unserer persönlichen Geschichte identifizieren und wie gerne wir sie immer wieder erzählen:
Ich heiße …, bin von Geschlecht …, bin … alt, bin verheiratet/verpartnert oder alleinstehend, habe … Kinder, bin von Beruf …, habe folgende Hobbys, politische Einstellung, religiöse Orientierung, Konzepte und Ideen von der Welt, von mir selbst, von meinem Gegenüber… usw.
Wenn wir jemanden besser kennen, erzählen wir gerne:
Ich habe … erlebt, habe … Probleme, bin erkrankt an … usw.
Wir sind so dermaßen identifiziert mit unserer persönlichen Geschichte und dem Drumherum, dass wir uns nicht einmal die Frage stellen, wer wir ohne eben diese Geschichte sind (vgl. dazu den Blog vom 3.3.24).

Ich hatte eine gute Freundin seit geraumer Zeit weder gesehen noch gesprochen und mich mit ihr zum Kaffeetrinken verabredet. Wie ist es aus uns beiden herausgesprudelt, was wir seit unserer letzten Zusammenkunft erlebt haben! Es ging um Urlaub, Kinder, Eltern, Beziehungen, Job, Krankheiten, auch um Spiritualität natürlich und das eine oder andere mehr. Und wenn ich es mir recht überlege, laufen nahezu alle Treffen mit guten oder weniger guten Bekannten in ähnlicher Form ab.
Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass diese Form der Begegnung nicht nur üblich ist, sondern der Pflege des sozialen Miteinanders dient. So weit, so gut. Was aber, wenn das Erzählen unserer Geschichten uns gar nicht so gut tut, wie es auf den ersten Blick scheint?

Wenn jeder Gedanke und jedes Wort einen Prozess in Gang setzt, mit dem wir unsere Wirklichkeit erschaffen, dann reproduzieren wir mit jeder Geschichte (über unsere Beziehungen, unsere Kindheit, unseren Gesundheitszustand, unsere großen und kleinen Probleme im Alltag, unsere Vorstellungen von der Welt), die wir erzählen, unsere Vergangenheit und erschaffen sie sozusagen immer wieder neu. Für unser Gehirn ist es erwiesenermaßen gleichgültig, ob wir ein reales Erlebnis haben oder ein gedankliches. Wir bestätigen unsere alten, konditionierten Gedanken immer wieder und wundern uns, dass die erhoffte Veränderung in unserem Leben ausbleibt. Wow, welch eine Aussage! Welche Aufforderung an uns, das Geschichten-Erzählen – zumindest im üblichen unbewussten Ausmaß - sein zu lassen! Nun wendest du vielleicht ein: Ich muss das alles doch mal loswerden! Ja, wenn du es denn durch Erzählen wirklich loswürdest – wirst du aber nicht, denn Geben und Nehmen sind eins. Das, was du vermeintlich loswirst, empfängst du selber wieder – und damit deine ganzen Geschichten, die sich in der Regel um Probleme ranken und daher so einiges an Negativität in sich bergen. (Vielleicht nimmst du dir zu dieser Thematik auch noch einmal die Hermetischen Gesetze vor.)

So ist es gekommen, dass ich zu Hause, wann immer ich ansetze, eine Geschichte zu erzählen (z.B. wie es mir heute mit meinen Kopfschmerzen ergeht), mir von meinem Peter liebevoll anhören muss: Willst du gesund werden oder deine Geschichte erzählen? 😊
Bleibt die Frage, was man dann noch miteinander redet, oder? Aber vielleicht reden wir – im Sinne der üblichen Kommunikation (vgl. im Gegensatz dazu die Heilige Kommunikation) – ohnehin viel zu viel. Miteinander schweigen hat durchaus auch eine Qualität, die es zu entdecken gilt.


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