Kernaussagen von Spiritualität (1)
Sonntag, 18. Mai 2025
Die Botschaft Jesu war nicht nur vor 2000 Jahren schwer zu begreifen, auch heute wird sie immer noch missverstanden, zu ungewohnt ist sie für den gemeinen, evolutionär konditionierten Verstand.
Wenn ich bei Vorträgen oder wie gerade aktuell in meinem Tolle-Seminar auf Menschen treffe, konfrontiere ich sie sanft mit dieser neuen Denkweise, die das alte Ego-Denksystem der Angst komplett auf den Kopf stellt. Sie deckt sich im Übrigen inhaltlich nicht nur mit der Botschaft Jesu, sondern grundlegend mit den spirituellen Weisheitstraditionen der Menschheit; allein in der äußeren Form finden sich natürlicherweise kulturell bedingte Unterschiede.
Einige Eckpunkte dieser revolutionären Denkweise sind:
Der gegenwärtige Moment ist alles, was du hast. Mach ihn zum Zentrum deines Lebens.
Schon die alten indischen Philosophen wussten, dass die lineare Zeit (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) eine Illusion, ein Konstrukt ist. Alles findet im gegenwärtigen Moment statt. Das, was wir Vergangenheit nennen, war einst der gegenwärtige Moment; das, was wir Zukunft nennen, wird ebenfalls irgendwann der gegenwärtige Moment sein – so er denn überhaupt stattfinden wird.
Das Jetzt ist nicht nur alles, was du hast; es ist der ewige Augenblick der Gotteserfahrung. Gott nennt Mose in der Erzählung vom brennenden Dornbusch (Ex 3,14) seinen Namen: Ich-bin-der-ICH-BIN (Jahwe). Jesus gibt diesem ewigen Moment im Hier und Jetzt den Namen Himmel oder Reich Gottes.
Es kann so einiges schieflaufen in unserer Wahrnehmung vom Leben, wenn wir die Ebenen verwechseln, die lineare Zeit also wieder als den Maßstab unseres Denkens und Handelns ins Spiel bringen. Wir verpassen das Kostbarste, den göttlichen Augenblick, wenn wir uns in vergangenen Geschichten aufhalten oder uns gar über sie definieren (wer oder was bin ich ohne meine persönliche Lebensgeschichte), wenn wir in Groll und Schuld über Vergangenes steckenbleiben oder unseren Ängsten und Sorgen über eine fiktive Zukunft Macht verleihen, das Jetzt zu verdunkeln.
Wann fangen wir an zu leben? Wollen wir (uns) weiterhin im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit vertreiben, dem gegenwärtigen Moment also entfliehen, bis unser physisches Leben endlich ein Ende findet? Folgen wir weiterhin falsch verstandener kirchlicher Lehre, die den Himmel an einen fernen Ort in der Zukunft verbannt? Himmel ist hier und jetzt. Leben ist hier und jetzt – in unserem tiefsten Inneren wie auch im Außen der Welt, jedoch nicht auf der uns bekannten Ebene der Sinneswahrnehmung. Hier ist ein weiteres landläufiges Missverständnis zu finden, eine weitere Ebenenverwechslung. Mit unseren fünf Sinnen nehmen wir das wahr, was wir die Welt nennen. Das ewige göttliche Sein jedoch erfassen wir nicht über unsere Sinnesorgane, im Gegenteil sind diese eher hinderlich. Das ewig Göttliche können wir nur tief in uns erspüren, erkennen. Hier berühren wir eine völlig andere Dimension, die göttliche Dimension des SEINS, die uns dazu führt zu begreifen:
Du hast schon alles. Du bist schon alles.
Die Illusion linearer Zeit hält uns am Laufen und lässt uns nie ankommen. Sie suggeriert, unser Lebensziel läge irgendwo in der Zukunft: „Wenn ich das und das erreicht habe, dann…“. So folgen wir in unseren jungen Jahren den in unserer Kultur klassischen Zielen (Schule, Ausbildung, Partnerschaft, Familie, Karriere etc.). In der Mitte unseres Lebens, vielleicht erst später (oder auch nie) stellen wir ernüchtert fest, dass wir dem Imperativ „Suche, aber finde nie!“ aufgesessen sind. So ist es seit Menschengedenken eine spirituelle Weisheit, dass die Welt uns letztendlich nicht das geben kann, wonach es uns wirklich verlangt. Ähnlich dem Zeitvertreib gleichen die Errungenschaften dieser Welt einer kurz- oder langfristigen Befriedigung unserer vermeintlichen Bedürfnisse – und sie zerfallen früher (in diversen Krisensituationen) oder später (bei unserem physischen Tod) vor unseren Augen, ohne dass wir irgendetwas dagegen tun könnten.
Du hast schon alles. Du bist schon alles. Jesus hat genau das tief in sich auf der göttlichen Ebene erkannt und aus dieser Erkenntnis heraus in wundersamer Weise gelebt und gewirkt, wie du in den vorangegangenen Blogs hast lesen können. Um wie viel leichter, beschwingter wäre unser Leben, trügen wir diese jesuanische Gewissheit, die auch unser Erbe ist, in uns, die Gewissheit, dass wir als Kinder Gottes seine Ebenbilder sind, ausgestattet mit allem, was uns zutiefst nährt und unendlich guttut, was uns auf immer - weit über unser Körpergefühl hinaus - lebendig sein lässt.
Ist es nicht erstaunlich, mit wie wenig wir Menschen uns zufriedengeben? Wir akzeptieren unser physisches Geborenwerden und unser Sterben, unsere Freude und unser Leid, die Vergänglichkeit aller Dinge - mit dem bloßen Hinweis, dass die Welt und der Kreislauf des (irdischen) Lebens halt so seien. Warum fällt es uns so schwer, unsere Sicht zu weiten, auszudehnen, neues Denken zuzulassen (vgl. Platons Höhlengleichnis)?
Willst du dich nicht von den Weisen der Welt eines Besseren belehren lassen?
Du kannst dabei nur gewinnen!
Lies hier den zweiten Teil der Kernaussagen über die Spiritualität.
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