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Sterben vor dem Sterben

Sonntag, 02. April 2023


Das Sterben unseres Körpers auf der sichtbaren, irdischen Ebene verhindern zu wollen, ist ein frommer Wunsch, um nicht zu sagen eine absurde Idee. Wer über den Tod hinaus eine „Existenz“ erdenkt, muss sich auf den Wechsel der Ebenen, also von der materiellen Welt hin zur geistigen, energetischen Ebene einlassen. Damit einher geht das Wiederentdecken unseres wahren SELBST, das tief in uns verborgen liegt und ent-deckt, also freigelegt werden will.

Was gestaltet das Heben dieses so wertvollen, unzerstörbaren und ewigen Schatzes in uns so schwierig? Es ist mal wieder das so oft zitierte Ego, dem augenscheinlich eine derartige Realitätsinszenierung gelingt, dass wir an es glauben und uns mit ihm identifizieren. Aus dieser Nummer kommen wir nur heraus, wenn wir sein Spiel durchschauen (wollen). Und das anzugehen lohnt sich, denn nur über diesen Weg können wir uns zunehmend von ihm distanzieren und zu unserem wahren SELBST, dem Kern in uns, vordringen. Das ist gemeint, wenn Religion und Philosophie von jeher vom „Sterben (des Ego) vor dem Sterben“ sprechen: ein Eindringen in eine tiefgreifende Qualität des Lebens, die uns dauerhaft froh stimmt und Frieden stiftet. Denn es ist nicht nur der physische Tod, der uns bedroht, nein, es sind alle möglichen negativen Gefühle im Alltag, die uns das Leben schwermachen und uns von der Quelle fernhalten: Angst, Wut, Scham, Schuld, Ärger, Traurigkeit, Mangel, Zweifel, Unglaube, Sorgen bis hin zur Depression, Gefühle, die der „Kurs“ mit dem physischen Tod in Verbindung bringt, eben weil sie uns von der Lebendigkeit des Seins abschneiden. Unser Ego schafft es demzufolge, wenn wir es zulassen, uns jegliche Lebendigkeit zu nehmen und uns bei physisch lebendigem Leib „tot“ fühlen zu lassen. Wissen wir überhaupt noch, wie sich wirkliche Lebendigkeit anfühlt? Wenn du gerade verliebt bist, dann weißt du, wovon ich spreche. Ansonsten lies noch mal nach, welche Glückseligkeit die Nahtoderfahrenen empfinden und beschreiben – genauso wäre es uns im Hier und Jetzt möglich, wenn wir es nur wollten und entschieden, uns nicht länger von unserem Ego mit all seinen Strategien „besetzen“ zu lassen.

Den Jahren mehr Leben geben, anstatt dem Leben mehr Jahre, davon handelt „Oskar und die Dame in Rosa“ von Eric Emmanuel Schmitt – als Buch und Film zu haben: Oskar ist gerade einmal zehn Jahre alt und leidet an einer besonders aggressiven Form von Leukämie. Alle, auch seine Eltern, verschweigen ihm, dass er nicht mehr lange zu leben hat – außer der Dame in Rosa. Sie freundet sich mit Oskar an und ermuntert ihn zu einem Spiel: Er soll sich vorstellen, dass jeder Tag von nun an zehn Jahre bedeutet. In seiner Phantasie erlebt Oskar nun doch ein ganzes, erfülltes Leben: seine Flegeljahre, den ersten Kuss, die erste Liebe (mit seiner Zimmernachbarin Peggy), seine Midlife-Crisis und schließlich die Gebrechlichkeit des Alters. Eine wunderbare Metapher auf das Leben in seiner ganzen Fülle, die mich immer wieder aufs Neue berührt - unbedingt empfehlenswert!


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