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Leichtes Gepäck

Sonntag, 1. Oktober 2023


Wenn es nur den EINEN Augenblick gibt und Vergangenheit und Zukunft letztendlich Illusion sind, macht es dann Sinn, sich weiterhin das Leben mit diesen beiden über Gebühr schwerzumachen? Passend zu dieser Fragestellung kam mir der Song „Leichtes Gepäck“ der Rock-Pop-Band Silbermond in den Sinn. Hör doch direkt mal rein. Im Refrain heißt es:

Eines Tages fällt dir auf,
dass du 99 Prozent nicht brauchst.
Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg,
denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck.

Wow, welch eine Kernbotschaft! Hast du auch schon erlebt, dass der Besitz von was auch immer mehr belastet als gut tut?
Mit Blick auf unsere Konsumgesellschaft kommen der Band da natürlich als erstes alle möglichen Sachgüter in den Sinn:

Du siehst dich um in deiner Wohnung, siehst
n’Kabinett aus Sinnlosigkeiten, siehst
das Ergebnis von Kaufen und Kaufen von Dingen,
von denen man denkt, man würde sie irgendwann brauchen, siehst
so viel Klamotten, die du nie getragen hast und die du
nie tragen wirst und trotzdem bleiben sie bei dir,
so viel Spinnweben und so viel Kram,
so viel Altlast in Tupperwaren.

Wir sind tagtäglich im Dauerstress, um ... - Ja, wofür eigentlich? Um die Wirtschaft am Laufen zu halten? Das Ökosystem aus dem Gleichgewicht zu bringen und uns dazu? Kinderarbeit zu unterstützen? Mitzustinken im allgemeinen Wettbewerb „höher, schneller, weiter“ ? Non-stop unser Ego zu pampern? Provokation beiseite - mal ehrlich: Macht uns all dieser Kram dauerhaft glücklich? Welchen (belastenden, erdrückenden) Preis zahlen wir für dieses erkaufte Pseudo-Glück?

Ballast erdrückt uns aber nicht nur im Außen, sondern verpestet ebenso unser Seelenleben, wie Silbermond in Strophe 2 besingt:

Nicht nur dein kleiner Hofstaat aus Plastik, auch
die Armee aus Schrott und Neurosen,
auf deiner Seele wächst immer mehr, hängt
immer öfter blutsaugend an deiner Kehle.
Wie geil die Vorstellung wär, das alles loszuwerden,
alles auf einen Haufen mit Brennpasta und Zunder,
und es lodert und brennt so schön,
n’Feuer, in Kilometern noch zu seh’n.

Eigentlich wird es jetzt erst richtig spannend, denn nun geht es ans Eingemachte. Der Hörer ist aufgefordert, sich für ein Leben im Moment zu entscheiden – frei von den Klauen der Vergangenheit. Ist unsere persönliche Geschichte, unsere individuelle Vergangenheit einmal analysiert und verstanden, kann sie liebevoll beiseitegelegt (oder wie im Liedtext schamanisch verbrannt) werden, denn ein ständiges Wiederkäuen verstärkt das Gefühl, ein Opfer seiner Lebensumstände zu sein, und verhindert die Lebensfreude des Moments: Ich darf neu beginnen. JETZT. Die Vergangenheit ist vorbei; sie existiert nur noch in meinen Gedanken, die aufzugeben ich mich entscheiden kann.

Ab heut: Nur noch die wichtigen Dinge! (...) All der Dreck von gestern, all die Narben,
all die Rechnung’n, die viel zu lang offen
rumlagen.
Lass sie los, wirf sie einfach weg,
denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck.

                                            (songtexte.com)

Der Song mündet in der Zauberformel LOSLASSEN. Loslassen heißt frei werden. Wann fängst du an, allen Ballast loszulassen und mit leichtem Gepäck zu reisen? Jesus wusste um die Leichtigkeit göttlichen Gepäcks, als er sagte: Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht (Mt 11,30).

Tief durchatmen – und l o s l a s s e n.


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