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Hingabe

Sonntag, 4. Dezember 2022


Maria, die Mutter Jesu, ist eine zentrale Gestalt im Advent. Sie nimmt ganz offensichtlich auch heute noch – nicht nur in der Kath. Kirche – eine besondere Stellung ein.

Besonders ans Herz gewachsen ist mir jene Bibelstelle im Lukasevangelium (Lk 1,26-38), die die Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel beschreibt. Gabriel tritt zu Maria heran und begrüßt sie mit den Worten: „Der Herr ist mit dir.“ Sie erschrickt und hört die Worte des Engels: „Fürchte dich nicht, Maria!“ Er führt das, was geschehen soll, weiter aus und zerstreut Marias Bedenken, so dass diese sich schließlich vertrauensvoll in die Pläne des Herrn fügt mit den Worten: „Mir geschehe nach deinem Wort.“

Ein Feuerwerk von gänzlich Unerwartetem! Da ist zunächst einmal der Engel Gabriel, ein Bote Gottes, Mittler zwischen den Welten. Er kommt mit einer Botschaft daher, die wir allzu gerne als Teil einer kindlich-naiven Weihnachtserzählung abtun. Auch Maria will das Ganze wohl nicht so recht glauben, äußert ihre Bedenken. Aber irgendetwas in des Engels Auftreten, in seinen Worten lässt sie spüren, dass Gott wirklich und wahrhaftig durch ihn zu ihr spricht. Sie kann nicht anders: Sie stimmt dem Plan Gottes vertrauensvoll zu.

Diese kurze Bibelstelle hat es theologisch betrachtet in sich. Mit Blick auf das Anliegen, das ich in meinen Blogs verfolge, möchte ich das Augenmerk auf Marias Verhalten lenken.

Offensichtlich ist sie ganz Ohr, ganz präsent, ganz im „Jetzt“ – andernfalls wäre ihr die zarte Botschaft Gabriels entgangen. Nichtsdestotrotz erschrickt sie zutiefst: „Wer bin ich, dass Gott zu mir spricht?“ In ihrer Reaktion zeigt sich einmal mehr ganz deutlich die von Menschen über Generationen erdachte Trennung von Gott: der ferne allmächtige Gott irgendwo dort oben, der kleine unwürdige Mensch hier unten. Und in typisch menschlicher Manier, es besser (als Gott) wissen zu wollen, äußert sie ihre Bedenken mit einem JA, ABER: „Es kann doch gar nicht sein!“ Erstaunlich ist dann doch, dass sie schließlich ihren Widerstand aufgibt und sich in den göttlichen Plan fügt: „Dein Wille geschehe“, wie wir es aus dem Vaterunser kennen.

Die auf diese Weise vom Evangelisten Lukas dargestellte Maria ist für mich der Prototyp der Hingabe. Sie versteht nicht alles, was da gerade geschieht. Vielleicht versteht sie es überhaupt nicht. Aber durch ihre Präsenz, ihre Offenheit ist sie in Kontakt geraten mit etwas Größerem als sie selbst: mit der Dimension des Göttlichen. Sie spürt intuitiv, dass alles schon seine Richtigkeit hat, wenn sie sich nur vertrauensvoll der Führung Gottes hingibt. Schwierig, oder? Wollen wir Menschen nicht lieber selber alles in die Hand nehmen? Entspricht das nicht eher dem Credo unseres modernen Zeitgeists?

Für mich selber war und ist es immer noch ein regelrechter Kraftakt, bewusst die Kontrolle abzugeben und mich führen zu lassen. Eigentlich bin ich erst durch erlebte Grenzsituationen in die Erkenntnis hineingezwungen worden, dass ich nicht alles kontrollieren kann, so gerne ich das auch gewollt hätte. Dabei ist das Joch, das Jesus uns anbietet, doch so leicht (Mt 11,30): einfach mit dem Willen Gottes im Fluss zu sein, sich hinzugeben. Hier ist keine grundsätzlich passive Haltung gemeint, sondern ein aktives Geschehen-Lassen mit klarer Ausrichtung. Vielleicht ein bisschen im Sinne des wunderschönen, oft zitierten Gebets von Reinhold Niebuhr (in leicht abgewandelter Form):


Eins ist sicher: Diese Lebensweisheit zu beherzigen, macht das Leben ungleich leichter. Das gilt im Übrigen selbstredend nicht nur für Frauen! (Zur Vermeidung von Missverständnissen in Bezug auf die Maria 2.0-Bewegung, die ich ausdrücklich unterstütze, möchte ich das explizit betonen.)


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