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Metamorphose

Sonntag, 15. Oktober 2023


Die Autoren von simplify your life hatten die geniale Idee, den simplify-Weg als Schmetterlingszyklus der Verwandlung (= Metamorphose) darzustellen – was übertragen im Grunde für das gesamte Leben gilt.

Phase 1: Von der kleinen zur dicken Raupe meint mehr oder weniger die Phase, die Richard Rohr als Füllen des ersten Containers beschreibt (siehe den Blog vom 16.4.23). Wir folgen den Erwartungen unseres Umfeldes in Bezug auf ein erfolgreiches Leben (Schule, Ausbildung/Studium, Familiengründung, Nestbau etc.). Das Dickwerden der Raupe entspricht der Menge, der Quantität an Aktivitäten im Außen: Je mehr, desto besser – denken wir in dieser ersten Phase unseres Lebens.

Phase 2: Die fette Raupe kommt einem Stolperstein in unserem Leben, einer Grenzerfahrung gleich: Tod, Krankheit, Verlust, Arbeitslosigkeit, Enttäuschungen und Krisen jeglicher Art. Wer als Raupe stirbt, hat sein Lebensziel definitiv nicht erreicht. Was wird aus meinem Leben, wenn ich so weitermache wie bisher (Stichwort Midlife-Crisis)? War das Anhäufen von Dingen im Außen sinnerfüllend, hat es meine Seele genährt? Die Idee von simplify kommt auf den Plan: Überflüssiges loswerden, um zum wesentlichen Kern, zu dem, was die Zeit überdauert, vorzudringen. Was tun? Wie geht das?

Phase 3: Ihr Lebensziel erreicht die Raupe nur, wenn sie den Weg in die Dunkelheit wagt, wenn sie sich verpuppt. Viele Menschen ziehen es aus Angst vor Veränderung vor, Raupe zu bleiben und damit in ihrer Komfortzone. Verpuppen meint loslassen, den kleinen Tod sterben (= die große Krise) und sich zu neuen Ufern aufmachen.
Wusstest du, wie Verpuppung funktioniert? Es ist nicht so, dass dem Raupenkörper Beine, Fühler und Flügel wachsen. Nein, die Raupe löst sich nach ihrer Verpuppung vollständig auf, stirbt also. Und in den absterbenden Zellen der Raupe lassen sich die sogenannten Imago-Zellen ausmachen, die bereits das vollständige Bild des werdenden Schmetterlings enthalten. Ein wirkliches Wunder der Verwandlung, dessen Übertragung auf unser Leben mehr als lohnenswert ist!

Phase 4: Es ist unendlich mühsam, bis sich der Schmetterling aus der engen Schale seines Kokons befreit hat. Es heißt, dass der Schmetterling stirbt, wenn ein Außenstehender ihm bei diesem Prozess hilft. Die eigene Anstrengung ist erforderlich und je mehr er sich bemüht, umso höher wird seine Lebenserwartung sein. Diesen Prozess der Verwandlung aus dem Dunkel der Nacht hinein in die Schönheit des Lichtes nennt Richard Rohr auf den Menschen bezogen Falling upward. Wir fallen sprichwörtlich nach oben – und nicht nach unten. Unsere eigenen Krisen und Verpuppungen tun zwar verdammt weh und signalisieren nicht selten Ausweglosigkeit; aber die sich anschließende Freiheit ist ein Geschenk des Himmels, ungeahnt, unerwartet. Mit leichtem Gepäck kann die Lebensreise unbeschwert und voller Lebenslust weitergehen. (Im Übrigen legen nicht die Raupen die Eier für die zukünftige Generation, sondern die erwachsenen, durch die Krise gegangenen Tiere, die die Kunst des Fliegens beherrschen.)

Willst du dein Leben als Raupe fristen oder die Leichtigkeit des Schmetterlings erfahren oder besser: er-fliegen? Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht (Joh 12,24), so Jesus in einer seiner zahlreichen Analogien, durch die er uns ermutigt, den alten Menschen in uns zu überwinden und das göttliche Abbild in uns, unsere Imago-Zellen, zum Strahlen zu bringen. Und sei gewiss, dass unser Strahlen nicht allein bei uns bleibt, sondern die ganze Welt erfüllt.


KerzeIn der vergangenen Woche hat mein Blog seinen ersten Geburtstag gefeiert. Ein Jahr bereits teile ich meinen persönlichen Weg mit viel Freude mit euch. Und ich bin selbst erstaunt, dass mir die Ideen nicht ausgehen, im Gegenteil mir immer leichter in den Sinn kommen, sich eins ins andere fügt, sich immer tiefer verankert. Bist du noch dabei? Hat es etwas mit dir gemacht? Ich wäre da schon ein kleines bisschen neugierig zu erfahren ...


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