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Die EINS und die ZWEI

Sonntag, 26. Januar 2025


Die EINS

EINSER sind Idealisten, die von der Sehnsucht nach einer wahrhaftigen, gerechten und moralischen Welt motiviert und angetrieben werden. Sie sind ehrlich und fair und geben anderen ein gutes Beispiel, z.B. als Lehrer/-in.
Das Innere-Kind-Muster der EINS lautet: Sei artig, brav und fleißig; die Liebe der Umwelt musste einst so verdient werden. Dem EINSER-Kind wurde frühzeitig die Kindheit ausgetrieben durch Übernahme von Verantwortung: Du bist nur okay, wenn du das perfekte Kind bist. Also „gut“ sein, um nicht bestraft zu werden, war angesagt. Die Stimmen der Eltern (oder anderer Autoritäten) wurden verinnerlicht und sind im Laufe der Zeit zum eigenen, unerbittlichen Kritiker (zu einem inneren Gericht) geworden.
EINSER sind fortwährend frustriert und zornig (Zorn/Wut als wunder Punkt), weil die Welt nicht perfekt ist. Diesen Zorn richten sie vor allem auch gegen sich selbst. Sie haben ein hohes Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein, sind oft zwanghaft pünktlich. Entspannung gibt es für sie nur, nachdem alle Aufgaben gewissenhaft erfüllt wurden: Im Kampf um das Bessere gibt es halt keine Ferien!
Der Abwehrmechanismus der EINS: Reaktionskontrolle zur Vermeidung von Ärger (weswegen sich das Bauch-Zentrum nur versteckt zeigt) im Sinne einer inneren Zensur: Was darf ich sagen und was nicht? So wird viel Druck erzeugt, da sichtbare Aggressionen im Außen nicht zugelassen werden; Druckabbau geschieht z.B. durch Arbeitswut.
Die Falle der EINS ist ihr Perfektionismus (Selbstbild: Ich habe recht). EINSER hassen Fehler und sind deshalb in nachtragender Art und Weise mit alten Fehlern beschäftigt. Auch sind sie sehr empfindsam und deuten gerne alles gegen sich.
Ihre Lebensaufgabe: In die heitere Gelassenheit zu finden, z.B. über die Natur, über Spaß und Spiel, über Meditation. (Man wird des Druckes und der Anstrengung müde!)
Reife EINSER sind vernünftig, gerecht und ausgewogen; sie sind Propheten der Erneuerung und umgängliche Menschen, sofern sie sich selbst nicht zu ernst nehmen.


Die ZWEI

ZWEIER setzen ihre Gaben für die Bedürfnisse anderer ein, sorgen sich um deren Wohlergehen und helfen anderen so, an den eigenen Wert zu glauben. Sie leben für ihre Beziehungen und sind große Stützen im sozialen Gefüge.
Die Kehrseite: Die ZWEI braucht es, gebraucht zu werden, und manipuliert auch Menschen in diese Richtung; gleichzeitig gibt sie nach außen vor, selber überhaupt keine Bedürfnisse zu haben.
Ihr Selbstbild lautet: Ich helfe.
Das Innere-Kind-Muster: Sei stets hilfsbereit und gut. In der Kindheit gab es einen häufigen Rollentausch zwischen Kind und Eltern (die sogenannte Parentifizierung).
Der wunde Punkt der ZWEI ist ihr Stolz/Hochmut, denn ZWEIER schauen tief in ihrem Herzen abfällig auf die herab, denen sie helfen.
Ihr Wohlergehen hängt davon ab, wie die Umwelt auf sie reagiert. Alle Aktivitäten dienen dem Ziel, von außen Bestätigung zu bekommen. Das Helfersyndrom und Co-Abhängigkeiten sind hier zu Hause.
ZWEIER pflegen große Bekanntenkreise (Bekannte werden schnell als Freunde bezeichnet); sie lieben Tratsch, interessieren sich brennend für die Probleme anderer und geben aber selber wenig von sich preis.
Da sie ihre Identität im Außen suchen und nicht in sich selbst, neigen sie zu Identitätsproblemen. Kritik fällt ihnen schwer; bei Ablehnung können sie zum Drachen werden.
Gesellschaftsbedingt ist die ZWEI in unserem Kulturkreis und vielleicht sogar weltweit eine typische Frauennummer.
Der Abwehrmechanismus der ZWEI: eigene Bedürfnisse zu unterdrücken/verdrängen und auf andere zu projizieren.
Aus Angst vor Ablehnung drücken ZWEIER ihre Gefühle nur indirekt aus.
Ihre Falle: Die ZWEI möchte anderen gefallen (Gefallsucht): Das ist der tiefliegende, zumeist unbewusste Grund für ihre Hilfsbereitschaft. ZWEIER können daher nicht NEIN sagen.
Ihre Lebensaufgabe: In wirkliche Demut und Freiheit zu gelangen. ZWEIER brauchen die Erfahrung bedingungsloser Liebe und gleichermaßen das Ende von Manipulation und falscher Liebe; wirklich zu helfen, ohne ihr Gegenüber zu vereinnahmen: Warum bin ich wirklich für andere da?
Für mehr Sachlichkeit im Umgang mit Menschen hilft es ihnen, den Kopf einzuschalten, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten und NEIN sagen zu lernen.
Eine reife ZWEI ist eine wunderbare Liebesgefährtin und ein echter Freund.

Vielleicht schockt dich die schonungslose Darstellung. Das ist insofern beabsichtigt, als sie die unbewussten Denk- und Verhaltensmuster - ohne sie zu beschönigen - aufdecken will. In der Regel aller Fälle sind wir uns der tief liegenden Ego-Motivation unseres Denkens und Handelns nicht bewusst. Diese Motivationen aus dem Schatten ans Licht zu holen und liebevoll zu integrieren, ist die Intention des Enneagramms. Erst wenn wir diese Offenlegung voll und ganz annehmen, kann der Prozess der Heilung beginnen.

Lies hier den fünften Teil meiner Enneagramm-Serie.


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