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Gefühle fühlen lernen (3)

Sonntag, 09. November 2025


Wie können wir unsere Ängste, besonders die unter der Oberfläche versteckten, diejenigen, die wir gerne von uns weisen, weil sie nicht mit unserem Selbstbild kompatibel sind, identifizieren? Hier geht es über das Fühlen tief in unsere Schattensphären hinein …

Ich selber arbeite in diesem Bereich seit geraumer Zeit u.a. immer wieder mit einer wunderschönen Meditation von Robert Betz, die durch eine sogenannte Besinnungsübung mit enormer Wirkkraft eingeleitet wird. Es geht nämlich in dieser Reflexionsübung nicht um ein kognitives Verstehen der Zusammenhänge, sondern vielmehr um ein hingebungsvolles, hörendes Hineinspüren, Hineinfühlen in unseren Körper, während Betz die verschiedenen Spielarten der Angst präsentiert. Warum? Weil unser Körper uns besser kennt als unser Verstand, der dazu neigt, alles schön- bzw. kleinreden zu wollen: Ich habe doch keine wirkliche Angst vor …

Im Folgenden liste ich die Ängste auf, die Betz beschreibt, Ängste, die sich durchaus von denen des Vorblogs unterscheiden, weil sie in ihrem „Schatten“-Charakter deutlich subtiler sind:

  1. Die Angst, allein zu bleiben, sich einsam zu fühlen, verlassen zu werden.
  2. Die Angst, aus einer Gemeinschaft ausgegrenzt zu werden, gemobbt zu werden.
  3. Die Angst, kritisiert zu werden – verbunden mit dem Bedürfnis nach Lob und Anerkennung durch andere.
  4. Die Angst, nicht genug Liebe und Aufmerksamkeit von anderen zu erhalten – und deshalb für ihre Wertschätzung viel zu tun.
  5. Die Angst, beschämt, gedemütigt, ausgelacht zu werden.
  6. Die Angst, irgendetwas (Geld, Besitz, Haus, Arbeitsstelle) oder irgendjemand (einen nahestehenden Menschen) zu verlieren.
  7. Die Angst, nicht genug zu bekommen: Geld, Nahrung, materiellen Wohlstand oder anderes – verbunden mit dem Gefühl des Neids.
  8. Die Angst, etwas NICHT zu bekommen, was andere besitzen – ebenfalls verbunden mit dem Gefühl des Neids und der Missgunst.
  9. Die Angst zu scheitern, zu versagen: im Beruf, im Leben allgemein.
  10. Die Angst, krank zu werden und damit nicht klarzukommen.
  11. Die Angst vor Schmerzen.
  12. Die Angst vor Unordnung und Chaos, davor, den Überblick zu verlieren.
  13. Die Angst, Fehler zu machen bzw. unangenehm aufzufallen.
  14. Die Angst, das Wichtigste im Leben zu verpassen.
  15. Die Angst vor dem Tod, dem Sterben.

Wenn du dir die Übung anhörst, höre nicht oberflächlich mit deinen Ohren und interpretiere vor allem nicht über deinen Verstand, sondern stell deinen ganzen Körper fühlend auf Empfang und nimm achtsam wahr, auf welche Aussage er reagiert, an welcher Stelle er anspringt, du Enge, Druck, Spannung oder eine sonstige Regung verspürst. Vielleicht machst du dir währenddessen eine kurze Notiz. Denn tatsächlich führt dich dieses Procedere tief in deinen Schattenbereich, d.h. in den Bereich deiner unbewussten Ängste, die du zunächst vielleicht selber gar nicht bei dir vermutest, die in deiner Kindheit auf der Suche nach Liebe einst entstanden sind. Ich bin immer wieder auch über wechselnde Resonanzen überrascht, die sich bei mir zeigen: Die Seele schält sich offenbar einer Zwiebel gleich Schicht für Schicht frei …

Nutze also die Gelegenheit und lass dir eindrucksvoll aufzeigen, wo deine Energien zu deinem Wohle gut fließen – das ist der natürliche Zustand – und wo sie in ihrem Fluss gestört sind. „Emotion“ kommt von lat. emovere = vertreiben, aufwühlen. Der natürliche Zustand, in dem die Körpersysteme miteinander in Liebe arbeiten, wird durch starke, wiederkehrende emotionale Ladung durcheinandergebracht, ist dann nicht mehr in der ursprünglichen Ordnung. Es kommt auf die Dauer der Zeit zu den schon beschriebenen körperlichen Symptomen, die uns Menschen individuell wie kollektiv zu schaffen machen.

Im nächsten Blogbeitrag geht es darum, unsere nun identifizierten angstvoll-emotionalen Schatten-Ladungen bewusst fühlend wahrzunehmen, „sein“ zu lassen, schließlich zu verwandeln und damit den Heilungsprozess einzuläuten.


Lies hier den vierten Teil über Gefühle fühlen.


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